Pintobohnen

Die Pinto-Bohne

Wer in einem deutschen Supermarkt nach Pinto-Bohnen fragt, wird oft unverrichteter Dinge wieder nach Hause geschickt. "Sowas ham wa nich!", sagt der Verkäufer im Brustton der Überzeugung. Dabei gehört die Pinto-Bohne zu den verbreitetsten Bohnensorten der Welt und ist auch hierzulande als Wachtelbohne in vielen Supermärkten und Lebensmittelgeschäften zu finden. Obwohl die Pinto-Bohne botanisch eine sehr nahe Verwandte unserer Garten-Bohne ist, ist sie aus der Neuen Welt zu uns gekommen.

Die Pintobohne ist eine Kulturbohne, also ein durch Landwirtschaft kultiviertes Produkt. Die wilde Stammform dieser Bohnen lässt sich in Südamerika als Phaseolus aborigineus verorten. Derartige Pflanzen kannte man beispielsweise in Peru bereits 6000 Jahre vor Christi Geburt. Derartige Bohnen waren das Grundnahrungsmittel der Ureinwohner Nord- und Südamerikas. Besonders bei den Inkas kam diesen Bohnen eine große Bedeutung zu, sie war das Grundnahrungsmittel der "einfachen" Bevölkerungsschichten.

In der "Neuen Welt" ist die Pinto-Bohne auch heute noch ein Grundnahrungsmittel. Insbesondere in den Vereinigten Staaten und im Nordwesten Mexikos (den Hauptanbaugebieten der Pintobohne) ist sie die verbreitetste Bohnensorte überhaupt. In New Mexico ist sie sogar – gemeinsam mit der Chili-Schote – die offizielle staatliche Gemüsesorte. Dies dokumentiert die kulturhistorische Bedeutung der Pinto-Bohne nicht nur als Nahrungsmittel sondern als Identität stiftende Pflanze.

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In den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts wählte der Automobil-Hersteller Ford den Markennamen "Pinto" für einen Kleinwagen, der dem damals immens populären VW-Käfer und den preiswerten japanischen Kleinwagen den Rang ablaufen sollte. Dass dieser Plan misslang, tat der Popularität der Pinto-Bohne jedoch keinen Abbruch.

Vergleich Pintobohnen mit Borlotti-Bohnen
Pintobohnen (links) und Borlotti-Bohnen (rechts) sehen zwar ähnlich aus, unterscheiden sich aber erheblich im Geschmack.

Die Bezeichnung "Pinto-Bohne" rührt – genau wie die Name "Wachtelbohne" - vom Äußeren des Bohnenkerns her. Der ist in rohem oder getrockneten Zustand – einem bräunlichen, fröhlich gesprenkelten Wachtelei sehr ähnlich. "Wie gemalt", denkt man beim ersten Anblick einer solchen Bohne, und "gemalt" heißt im Spanischen "pinto". Mit dem Kochen verlieren diese Bohnen übrigens ihre Sprenkelung, so dass sie leicht – insbesondere bei Dosenware – mit anderen Bohnen zu verwechseln sind. Doch dazu später mehr.

Hierzulande werden die Pinto-Bohnen oft mit den besonders in Italien sehr populären Borlotti-Bohnen verwechselt. Was Optik und Inhaltsstoffe anbelangt, sind sich beide Bohnensorten in der Tat zum Verwechseln ähnlich. Doch beim Geschmack endet die Gemeinsamkeit. Die Borlotti-Bohne verfügt über ein zartes, trotzdem unverkennbares Nuss-Aroma. Damit kann die Pinto-Bohne nicht dienen, sie schmeckt kräftig-deftig nach dem, was sie ist, nach Bohne.

Womit wir bei den zahlreichen Verwendungsmöglichkeiten der Pinto-Bohne wären. Die Vielseitigkeit der Borlotti-Bohne, die sich sowohl einer einfachen Minestrone wie auch einer raffinierten vegetarischen Vorspeise wie dem dezent geknofelten Bohnenpüree zum gegrillten Radicchio anpasst, ist der Pinto-Bohne fremd. Meist ergänzt sie ein Gericht nicht, sondern sie dominiert es, und die meisten klassischen Pinto-Bohnen-Rezepte stellen dann auch ganz folgerichtig den Bohnengeschmack in den Mittelpunkt. Als Beispiel sei hier der Klassiker der mexikanischen Küche genannt, die berühmten Refried Beans. Hierbei handelt es sich um ein Püree aus gebratenen ("fisoles refritos" heißt übersetzt "gut gebratene Bohnen") Pinto-Bohnen, das meist mit Schweineschmalz oder Beaconfett hergestellt wird, um den deftigen Charakter des Gerichts zu betonen. Die durch das Braten in Gang gesetzte Maillard-Reaktion verstärkt das Bohnenaroma noch einmal, so dass die meist als Beilagen servierten "Refried Beans" jedem Gericht ihren Stempel aufdrücken. Feine Aroma-Nuancen haben keine Chance!